Polizeiseelsorge im Bistum Speyer
Erstmals erwähnt wird die Polizeiseelsorge im Diözesanarchiv des Bistums Speyer in einem Schreiben des Ministeriums des Innern vom 16. März 1954, in dem es um die „Seelsorgerische Betreuung der Angehörigen der Polizei“ geht. Das Ministerium begrüßte darin „den Entschluss der beiden christlichen Konfessionen, sich in Zukunft stärker der Seelsorge innerhalb der Polizeibeamtenschaft anzunehmen“.
Es muss aber bereits davor Gespräche und Planungen in den Bistumsleitungen und Landeskirchensynoden sowie Abstimmungen zwischen den beiden Kirchen gegeben haben, damit diese Betreuung dem Ministerium angeboten werden konnte. So findet sich im Archiv ein Brief vom Mai 1954, in dem sich Pfarrer Josef Schwartz von der Pfarrei St. Jakobus in Schifferstadt darüber beklagt, dass er seit Oktober 1953 ohne Vergütung „wöchentliche Seelsorgestunden“ abgehalten habe, die bald aber nicht mehr stattfanden. „Man stelle sich vor: Jeder Tag, ausgefüllt mit Dienst, Unterricht, Sport usw. und dann am späten Abend soll noch der von dem gerüttelten Arbeitspensum eines langen Tages nicht mehr frische Priester wirklich packend zu den jungen Leuten sprechen! Da ist kein großer Erfolg zu erwarten“, schreibt Pfarrer Schwartz. Leider findet sich im Archiv kein Erwiderungsschreiben.
In einem Brief vom August 1954 bittet der Seelsorgeamtsleiter des Bischöflichen Ordinariats in Mainz, Domkapitular Johannes Schwalbach, das Bistum Speyer, einen Diözesanbeauftragten dem Ministerium zu nennen. Diese Beauftragung erfolgte am 27. Dezember 1954. Dem damaligen Dompfarrer und Domkapitular Josef Seitz hat das Bischöfliche Ordinariat Speyer die Leitung der Polizeiseelsorge für die Diözese übertragen.
Der nächste Erlass des Ministerium des Innern ist datiert auf den 5. Mai 1955. Darin wird angewiesen, „dass bei den in geschlossenen Verbänden zu Ausbildungszwecken zusammengefaßten Polizeibeamten über den zu Anfang eines jeden Lehrgangs oder zusammenhängenden Ausbildungsabschnittes im Rahmen des Dienstplanes vorgesehenen Vortrages je eines Geistlichen beider Bekenntnisse hinaus für jeden Geistlichen der beiden Konfessionen alle 14 Tage zur selben Stunde die Möglichkeit eines Vortrages u. ä. in der Dauer von jeweils einer Stunde zu geben ist. Diese Vorträge haben während der Dienstzeit in den Vormittagsstunden stattzufinden.“
In den fünfziger Jahren ernannte das Bischöfliche Ordinariat Speyer Pfarrer Hermann Hammer zum Leiter der Abteilung „Männer“, dem auch die Polizeiseelsorge zugeordnet wurde. Seit den sechziger Jahren, ein genaues Datum gibt es leider nicht mehr, bot Prälat Hammer jedes Jahr die sogenannte „Rüstzeit“ in Ramberg an, bei der jährlich Polizeibeamte für fünf Tage mit Vorträge, Exkursionen und Begegnungen ihren Berufsalltag reflektieren und bestärken konnten.
Gemeinsame Polizeiseelsorge im Bistum Speyer und in der evangelischen Kirche der Pfalz (protestantische Landeskirche)
Am 1. Januar 1996 übergab Prälat Hammer das Amt an seinen Nachfolger Hartmut von Ehr. Der Diakon war viele Jahre gemeinsam mit Dr. Herbert Fischer-Drumm (Evangelische Kirche der Pfalz) Polizeiseelsorger, bevor er am 2. Juli 2015 in Böhl-Iggelheim verabschiedet wurde. Auf eigenen Wunsch verrichtete er bis zu seiner Pensionierung in der katholischen Kirchengemeinde St. Simon und Judas Thaddäus in Iggelheim seinen Dienst als Diakon.
Patrick Stöbener übernahm am 1. September 2015 das Amt des Polizeiseelsorgers im Bistum Speyer. Seine offizielle Amtseinführung erfolgt am 13. Januar 2016 gemeinsam mit Anne Henning (Polizeiseelsorgerin der Evangelischen Kirche der Pfalz) in Frankenthal/Pfalz. Zum 1. September 2020 wechselte Patrick Stöbener als Diözesanreferent und Ausbildungsleiter für die Gemeindereferentinnen und -referenten in die Personalabteilung des Bistums Speyer. Er übergab das Amt an Matthias Orth. Der Pastoralreferent war bis dahin Militärseelsorger. Am 2. November 2020 trat er im Bistum Speyer offiziell seinen Dienst als Polizeiseelsorger an.
Anne Henning wechselte zum 1. Juni 2021 als persönliche Referentin von Oberkirchenrat Claus Müller ins Dezernat 2 des Landeskirchenrates in Speyer. Ihr Nachfolger, Norman Roth, war Pfarrer in Jettenbach. Er übernahm am 1. November 2021 das Pfarramt für Polizei- und Notfallseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz.
Am 21. September 2022 konstituierte sich der neu gewählte, siebte ökumenische Polizeiseelsorgebeirat in Maria Rosenberg (Waldfischbach-Burgalben). Erstmals wurde kein neuer Vorstand gewählt, mögliche Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich Bedenkzeit erbeten. Der bisherige Vorsitzende, Bernhard Christian Erfort, führte die Geschäfte zusammen mit Christian Rapp, Bianca Erbacher und den beiden Polizeiseelsorgern Matthias Orth und Norman Roth bis Januar 2023 fort. Erfort und Erbacher standen für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung, engagieren sich aber weiterhin im Beirat.
Der siebte Polizeiseelsorgebeirat wählte am 26. Januar 2023 in Landau (Pfalz) aus seiner Mitte heraus Jürgen Traub zum Vorsitzenden. Katja Weickert und Christian Rapp sind Co-Vorsitzende, und Sarah Layes wurde zur Schriftführerin gewählt. Die Polizeiseelsorger, Norman Roth und Matthias Orth, gehören Kraft ihres Amtes dem Vorstand an.
Der Ehrenvorsitzende des ökumenischen Polizeiseelsorgebeirats, Roland Schlosser →, starb am 25. Juli 2023 im Alter von 75 Jahren. Am 11. Juli 2023 war er auf dem Weg zur einer Beiratskonferenz in Neustadt an der Weinstraße gestürzt. Von den Folgen hatte er sich nicht wieder erholt. Roland Schlosser engagierte sich viele Jahre und über seinen Ruhestand hinaus für die Polizeiseelsorge. Die Ökumene und die Polizeiseniorenarbeit waren ihm eine Herzensangelegenheit.