Liebe Bedienstete der Polizei!
Der Mai ist der klassische Monat für Verliebte und die Pflege von Freundschaften. Draußen ist es wonnig. Frühlingsgefühle, vielleicht auch Schmetterlinge im Bauch. Verliebte und Freund:innen senden sich womöglich gerade jetzt besonders viele gute Wünsche. Über Messenger mit lieben Emojis oder vielleicht auch ganz traditionell per Karte oder Brief. Was schreibt ihr, was schreiben Sie da so an guten Wünschen an die Partnerin, den Partner oder eine gute Freundin, einen guten Freund?
Durch den Wonnemonat Mai soll uns gedanklich ein Spruch aus der Bibel begleiten: „Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht“ (3. Johannes 2). Das schreibt einer seinem Freund am Anfang eines Briefes. Der erste Teil gehört bis heute auch für uns zum Standard-Repertoire von guten Wünschen für Leute, die man mag: Ich wünsch dir alles Gute und Gesundheit. So weit, so vertraut. Der zweite Teil allerdings überrascht. Da wünscht einer in jeglicher Hinsicht alles Gute – wie es auch der Seele gut geht. Derjenige, der den Brief geschrieben hat, ist sich sicher, dass es seinem Freund seelisch gut geht. Weil der sehr viel Gottvertrauen hat. Der hat einen Halt, der fühlt sich getragen. Der hat etwas, was ihm eine gewisse Grundgelassenheit und Zuversicht verleiht. Und diese Gewissheit, grundsätzlich gut aufgehoben zu sein im Leben, getragen zu sein, egal, was auch kommt, die soll sich auch spürbar und sichtbar auf die körperliche Gesundheit und das allgemeine Wohlergehen positiv auswirken.
So der Wunsch. Und der ist durchaus berechtigt. Heute wissen wir sehr viel über das Zusammenspiel von Körper und Seele. Dank psychosomatischer Forschung und Einsichten.
Bei unseren guten Wünschen steht in der Regel die körperliche Gesundheit an erster Stelle. Oft mit dem Hinweis: „Das ist doch das Wichtigste“. Warum aber das Gute-Wünsche-Pferd nicht mal von der anderen Seite aufzäumen. Und der oder dem anderen zuerst alles Gute für die Seele wünschen. Ihr oder ihm sagen, wo und wann man sie oder ihn schon seelisch stark erlebt (hat). Was sie oder er gut kann, fachlich, im Umgang, menschlich. Wo sie oder er vielleicht auch andere seelisch stützt, ihnen Kraft gibt. Oder sie und ihn mal nach ihren und seinen seelischen Kraftquellen fragen. Sie und ihn behutsam daran erinnern. Besonders an mittelguten Tagen. Diese Art der seelischen Zuwendung und Wertschätzung wird Wirkung zeigen. Unter Freund:innen genauso wie unter Kolleg:innen oder zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Davon bin ich überzeugt. Vielleicht nicht gleich. Aber auf Dauer schon. An Seele und dann auch am Körper. Da kann jemand in jeglicher Hinsicht aufleben und aufblühen. Nicht nur im Wonnemonat Mai.
In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen von Herzen alles erdenklich Gute für Seele und Körper.
Ihr/Euer Norman Roth (Polizeiseelsorger der Evangelischen Kirche der Pfalz)
Foto: Bru-nO (Pixabay)