Brot am Haken

von Matthias Orth

Vor einigen Jahren habe ich eine spannende Geschichte von Iris Macke gelesen. Und die ging so: Ein unscheinbarer Bäckerladen an einer Hamburger Hauptverkehrsstraße. An Stehtischen wärmen sich Männer Ende 50 an einer Tasse Kaffee. Keine Kundschaft, die erfolgreiche Geschäfte verspricht. Dennoch sind sie willkommen. Kaffee, Kuchen und Brot hängen für sie „am Haken“.

„Brot am Haken“ heißt die Aktion, die diese Bäckerei so bemerkenswert macht. Wenn ein Kunde Geld übrig hat, zahlt er einen Kaffee, ein Stück Kuchen oder ein Brot mehr, als er haben will. Der Bäcker hängt dafür einen Gutschein an den Haken über der Ladentheke. Den nimmt sich jemand, der wenig Geld hat. Dann bekommt er Backwaren und Heißgetränke kostenlos.

Ursprünglich stammt diese Tradition aus Neapel – dem sogenannten Caffè sospeso, dem aufgeschobenen Kaffee. Dort ist es in den Kaffeebars gang und gäbe, dass Menschen kommen und einen gespendeten Espresso trinken. Diese Idee ist so einfach wie gut … kein Wunder also, dass sie sich auf den Weg machte.

Zum Beispiel als fliegender Kaffee nach Berlin – oder als Brot im Beutel nach Istanbul. Auch in München ist diese Idee mittlerweile angekommen. Und viele machen davon Gebrauch. Viele verlassen den Laden mit einem Lächeln. Die einen geben gern. Einen Kaffee zu spenden, tut dem Geldbeutel nicht weh. Und die Beschenkten freuen sich – auch darüber, dass sie anderen nicht egal sind.

Das bevorstehende Weihnachtsfest erinnert uns immer wieder daran, dass wir anderen nicht egal sind – unserer Familie und unseren Freunden. Auch Gott sind wir nicht egal – er macht uns an Weihnachten ein besonderes Geschenk: die Erinnerung, dass wir Menschen eine gemeinsame Aufgabe haben, nämlich zusammen an einer friedlichen Welt zu arbeiten. Dazu gehört auch, dass wir dafür Zeichen setzen – Möglichkeiten hierfür gibt es viele in dieser Zeit vor und nach Weihnachten.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, friedvolles Jahr 2023 wünschen ihnen und euch die Ökumenische Polizeiseelsorge Pfalz.

Matthias Orth und Norman Roth
Polizeiseelsorger